WITKACY - ROBAKOWSKI: Confidence Men
piątek, 13 lutego 2009 01:01
ŻAK | BRANICKA | Lindenstr. 35, D-10969 Berlin
Seien Sie herzlich eingeladen zur Eröffnung der Ausstellungen:
am Freitag, den 6. Februar 2009, von 18-21 Uhr.
Dauer der Ausstellung: 07/02/2009 - 17/02/2009
WITKACY - ROBAKOWSKI: Confidence Men
Mit der Ausstellung WITKACY – ROBAKOWSKI in der Galerie ZAK | BRANICKA werden erstmals zwei große Persönlichkeiten der polnischen Kunst gegenübergestellt: Stanislaw Ignacy Witkiewicz, genannt "Witkacy" (1885 – 1939) - legendärer Künstler, Maler, Schriftsteller und Dramaturg, Philosoph, Fotograf und Enfant Terrible der internationalen Kunstszene in einer Person und Jozef Robakowski (geb. 1939), Künstler der polnischen Neoavantgarde der 60er und 70er Jahre, Mitgründer von "Film Form Workshop", Autor vieler bekannter Videos wie Ausblick aus meinem Fenster oder Meine Videomasochismen.
Mystifikation, Parodie, Selbstironie oder das Spiel mit Identitätswechseln gehören heute zu den populärsten Kunstphänomenen. Nur wenige wissen, dass Witkacy Anfang des 20 Jahrhunderts deren Vorreiter war. 1921 verfasste er den Text Manifest (fest - mani), in dem er sich über die zeitgenössischen Kunstströmungen lustig macht und behauptet, dass die einzige ehrliche künstlerische Grundlage die Lüge sei: Die schönste Kunst - und wer weiss ob nicht auch die anspruchvollste - ist die Lüge. (…) Sich immer seiner selbst bewusst, ist der freie Schwindel allen kleinen, unbewussten Lügeleien überlegen. Viele Jahre später (1988) schrieb der Videokünstler Jozef Robakowski in seinem Manifest Manipuluje! (Ich manipuliere!): Ich bin überzeugt, dass der Künstler eine Art perfider Betrüger ist, ein gesellschaftliches Magengeschwür, seine Vitalität beruht eben auf der Manipulation zugunsten des eigenen Kontos…
Längst war es überfällig, Witkacy und Robakowski, die beiden exquisiten Schwindler, im Rahmen einer Ausstellung in Bezug zu setzen. Der offene humoreske Ansatz ihrer Arbeiten, eher ungewöhnlich für deren Enstehungszeit, wirkt heute umso aktueller und hat nichts an Frische und Aussagekraft verloren.
VIDEO POINT | Lukasz Jastrubczak
Jastrubczak ist ein junger Multimedia Künstler, der die Bereiche der Unsichtbarkeit, des Verschwindens, der vergänglichen Enthüllung und des Irsinns untersucht. Sein Werk ist gleichzeitig absurd und amüsant einerseits und wohl überlegt und düster andererseits. In White Film sehen wir Jastrubczak in einem weißen Bademantel sitzen, mit einem weißen Viereck, das über ihm hängt, um sein Gesicht zu bedecken (mit Augenhöhlen, auch Vierecke). Er klopft einen Takt. Jastrubczak drückt einen nicht identifizierbaren Summer in den Boden einer leeren weißen Schale auf dem Tisch vor sich und schlägt mit dem Rücken eines Löffels auf den Tisch, einen weißen Becher und eine Schere. In dem kurzen Video bleibt Jastrubzcak neutral, indem er seine Identität abschirmt und sich selbst in weiß für nichtig erklärt. Er wird zu einem weiteren weißen Objekt, so wie der Becher oder der Tisch, eine Tätigkeit ausführend und nur seine Pflicht erfüllend: ein weißer Roboter.
Mehr Informationen zu den Künstlern und Ausstellungen finden Sie hier:
http://www.zak-branicka.com/exhibitions.php
http://www.zak-branicka.com/artists.php
*English version*
You are most welcome to the opening of our upcoming exhibitions:
on Friday, February 6th, 2009, 6-9 pm.
Duration of the exhibition: 07/02/2009 - 17/03/2009
WITKACY - ROBAKOWSKI: Confidence Men
With the exhibition WITKACY–ROBAKOWSKI at the ZAK | BRANICKA gallery, two of the most important personalities in Polish art meet face-to-face for the first time. Both confidence(con) men, tricksters, swindlers and eternal practical jokers, Stanisław Ignacy Witkiewicz – called “Witkacy" (1885-1939) – legendary artist, painter, writer and dramaturge, philosopher, photograph, and enfant terrible of the inter-war polish and international art scenes, is confronted by Jozef Robakowski (born 1939), an artist of the polish neo-avant-garde of the 60’s and 70’s, co-creator of Film Form Workshops, and the author of such well known videos as “View from my Window" and “My Video Masochism."
Mystification, parody, self-referential irony and plays with shifting identities are some of today’s most popular artistic phenomena. Only few know that Witkacy was already working with these ideas at the beginning of Twentieth Century. In 1921, he composed his text “Manifesto (festo-mani)" in which he derided the contemporary trajectory of art and ascertained that the only honest artistic position is a lie. “The most beautiful art – and who knows if not the most challenging – is a lie (…)always conscious of itself, are the wilful deceptions, however small, much more so than the unconscious superior lies." Many years later (1988), video artist Józef Robakowski wrote in his own Manifesto, “Manipulate! (I Manipulate!)": “I am convinced that an artist is a sort of perfidious swindler, a social ulcer, whose vitality is an exact manipulation of his own account…"
An exhibition framing both of these exquisite swindlers has long been overdue. Witkacy and Robakowski’s overtly humorous approaches to their work, rather abnormal and inconvenient during their own times, work today so much more poignantly and at the same time remain fresh and extremely expressive.
VIDEO POINT | Lukasz Jastrubczak
Jastrubczak is a young multimedia artist who examines the fields of invisibility, disappearance, ephemeral revelation and lunacy. At the same time as his work is absurd and amusing, it is also deliberate and somber. In White Film, we see Jastrubczak sitting in a white bathrobe with a white square suspended to cover his face (with eyeholes, also square). He is tapping out a beat. Jastrubczak presses an unidentified buzzer into the bottom of an empty white bowl on the table in front of him and taps the table, a white mug, and a pair of scissors with the back of a spoon. In the short video, Jastrubczak renders himself neutral by shielding his identity and nullifies himself in white. He becomes another white object, like the mug or the table, performing an action and only fulfilling his duty: a white robot.
More details about the artists and the exhibition can be found here:
http://www.zak-branicka.com/exhibitions.php
http://www.zak-branicka.com/artists.php
Caption: Witkacy, Improvised Scenes, photo session photographed by Wladyslaw Jan Grabski, Zakopane, January, 1932, photography, 13,6x9cm,193213,6x9 cm, 1932, Courtesy: ZAK I BRANICKA.
ŻAK | BRANICKA | Lindenstr. 35, D-10969 Berlin | T +49 30 611 0 7375 | www.zak-branicka.com
am Freitag, den 6. Februar 2009, von 18-21 Uhr.
Dauer der Ausstellung: 07/02/2009 - 17/02/2009
WITKACY - ROBAKOWSKI: Confidence Men
Mit der Ausstellung WITKACY – ROBAKOWSKI in der Galerie ZAK | BRANICKA werden erstmals zwei große Persönlichkeiten der polnischen Kunst gegenübergestellt: Stanislaw Ignacy Witkiewicz, genannt "Witkacy" (1885 – 1939) - legendärer Künstler, Maler, Schriftsteller und Dramaturg, Philosoph, Fotograf und Enfant Terrible der internationalen Kunstszene in einer Person und Jozef Robakowski (geb. 1939), Künstler der polnischen Neoavantgarde der 60er und 70er Jahre, Mitgründer von "Film Form Workshop", Autor vieler bekannter Videos wie Ausblick aus meinem Fenster oder Meine Videomasochismen.
Mystifikation, Parodie, Selbstironie oder das Spiel mit Identitätswechseln gehören heute zu den populärsten Kunstphänomenen. Nur wenige wissen, dass Witkacy Anfang des 20 Jahrhunderts deren Vorreiter war. 1921 verfasste er den Text Manifest (fest - mani), in dem er sich über die zeitgenössischen Kunstströmungen lustig macht und behauptet, dass die einzige ehrliche künstlerische Grundlage die Lüge sei: Die schönste Kunst - und wer weiss ob nicht auch die anspruchvollste - ist die Lüge. (…) Sich immer seiner selbst bewusst, ist der freie Schwindel allen kleinen, unbewussten Lügeleien überlegen. Viele Jahre später (1988) schrieb der Videokünstler Jozef Robakowski in seinem Manifest Manipuluje! (Ich manipuliere!): Ich bin überzeugt, dass der Künstler eine Art perfider Betrüger ist, ein gesellschaftliches Magengeschwür, seine Vitalität beruht eben auf der Manipulation zugunsten des eigenen Kontos…
Längst war es überfällig, Witkacy und Robakowski, die beiden exquisiten Schwindler, im Rahmen einer Ausstellung in Bezug zu setzen. Der offene humoreske Ansatz ihrer Arbeiten, eher ungewöhnlich für deren Enstehungszeit, wirkt heute umso aktueller und hat nichts an Frische und Aussagekraft verloren.
VIDEO POINT | Lukasz Jastrubczak
Jastrubczak ist ein junger Multimedia Künstler, der die Bereiche der Unsichtbarkeit, des Verschwindens, der vergänglichen Enthüllung und des Irsinns untersucht. Sein Werk ist gleichzeitig absurd und amüsant einerseits und wohl überlegt und düster andererseits. In White Film sehen wir Jastrubczak in einem weißen Bademantel sitzen, mit einem weißen Viereck, das über ihm hängt, um sein Gesicht zu bedecken (mit Augenhöhlen, auch Vierecke). Er klopft einen Takt. Jastrubczak drückt einen nicht identifizierbaren Summer in den Boden einer leeren weißen Schale auf dem Tisch vor sich und schlägt mit dem Rücken eines Löffels auf den Tisch, einen weißen Becher und eine Schere. In dem kurzen Video bleibt Jastrubzcak neutral, indem er seine Identität abschirmt und sich selbst in weiß für nichtig erklärt. Er wird zu einem weiteren weißen Objekt, so wie der Becher oder der Tisch, eine Tätigkeit ausführend und nur seine Pflicht erfüllend: ein weißer Roboter.
Mehr Informationen zu den Künstlern und Ausstellungen finden Sie hier:
http://www.zak-branicka.com/exhibitions.php
http://www.zak-branicka.com/artists.php
*English version*
You are most welcome to the opening of our upcoming exhibitions:
on Friday, February 6th, 2009, 6-9 pm.
Duration of the exhibition: 07/02/2009 - 17/03/2009
WITKACY - ROBAKOWSKI: Confidence Men
With the exhibition WITKACY–ROBAKOWSKI at the ZAK | BRANICKA gallery, two of the most important personalities in Polish art meet face-to-face for the first time. Both confidence(con) men, tricksters, swindlers and eternal practical jokers, Stanisław Ignacy Witkiewicz – called “Witkacy" (1885-1939) – legendary artist, painter, writer and dramaturge, philosopher, photograph, and enfant terrible of the inter-war polish and international art scenes, is confronted by Jozef Robakowski (born 1939), an artist of the polish neo-avant-garde of the 60’s and 70’s, co-creator of Film Form Workshops, and the author of such well known videos as “View from my Window" and “My Video Masochism."
Mystification, parody, self-referential irony and plays with shifting identities are some of today’s most popular artistic phenomena. Only few know that Witkacy was already working with these ideas at the beginning of Twentieth Century. In 1921, he composed his text “Manifesto (festo-mani)" in which he derided the contemporary trajectory of art and ascertained that the only honest artistic position is a lie. “The most beautiful art – and who knows if not the most challenging – is a lie (…)always conscious of itself, are the wilful deceptions, however small, much more so than the unconscious superior lies." Many years later (1988), video artist Józef Robakowski wrote in his own Manifesto, “Manipulate! (I Manipulate!)": “I am convinced that an artist is a sort of perfidious swindler, a social ulcer, whose vitality is an exact manipulation of his own account…"
An exhibition framing both of these exquisite swindlers has long been overdue. Witkacy and Robakowski’s overtly humorous approaches to their work, rather abnormal and inconvenient during their own times, work today so much more poignantly and at the same time remain fresh and extremely expressive.
VIDEO POINT | Lukasz Jastrubczak
Jastrubczak is a young multimedia artist who examines the fields of invisibility, disappearance, ephemeral revelation and lunacy. At the same time as his work is absurd and amusing, it is also deliberate and somber. In White Film, we see Jastrubczak sitting in a white bathrobe with a white square suspended to cover his face (with eyeholes, also square). He is tapping out a beat. Jastrubczak presses an unidentified buzzer into the bottom of an empty white bowl on the table in front of him and taps the table, a white mug, and a pair of scissors with the back of a spoon. In the short video, Jastrubczak renders himself neutral by shielding his identity and nullifies himself in white. He becomes another white object, like the mug or the table, performing an action and only fulfilling his duty: a white robot.
More details about the artists and the exhibition can be found here:
http://www.zak-branicka.com/exhibitions.php
http://www.zak-branicka.com/artists.php
Caption: Witkacy, Improvised Scenes, photo session photographed by Wladyslaw Jan Grabski, Zakopane, January, 1932, photography, 13,6x9cm,193213,6x9 cm, 1932, Courtesy: ZAK I BRANICKA.
ŻAK | BRANICKA | Lindenstr. 35, D-10969 Berlin | T +49 30 611 0 7375 | www.zak-branicka.com